Vom passenden Moment

oder: warum es ihm egal ist, ob wir Zeit für ihn haben

Die Vorstellung, dass die Zeit irgendwann begonnen hat und auch ohne uns in Richtung Unendlichkeit voranschreitet, ist ein spannendes Gedankenexperiment. Schließlich führt es uns vor Augen, dass es der Zeit ziemlich egal ist, was wir mit ihr anstellen. Gestalten wir unser Leben aktiv oder stehen wir mit dem Konjunktiv an der Seitenlinie und schauen zu? Tun wir, was wir eigentlich schon immer beruflich tun wollten oder zählen wir noch immer im wöchentlichen Team Jour Fixe die Tage und Wochen bis zum nächsten Urlaub?
Im Grunde nach ist es recht simpel: wir verfügen über ein absolut beschränktes Kontingent an Lebens-Zeit. Es ist die einzige endliche Ressource, die wir haben. Und es liegt an uns zu entscheiden, in welche Aktivitäten, soziale Beziehungen, etc.. wir unsere Zeit investieren. Klingt einfach, ist es aber oft nicht und überhaupt – wenn wir von Zeit sprechen: Meinen wir da immer dasselbe, gerade wenn wir vom Gleichen sprechen?

Aion, Chronos und Kairos

Im alten Griechenland unterschied man zwischen Aion als der grenzenlosen Dauer des ewigen Seins, Chronosals der messbaren Zeit und Kairosals der Zeit für den rechten Moment. Und während die Heilsversprechen der monotheistischen Religionen ihre Gläubiger*Innen auf einer Art Zeitpfeildahinreisen lassen, der das jetzige Leben als eine Vorbereitung auf ein Leben im (best case) Paradies ansieht, orientiert man sich im fernen Osten mehr an der Idee von Zeitkreisen: manche Ereignisse sind unabwendbar, kehren zyklisch wieder und wir sollten ihnen insofern mit einer gehörigen Portion Gelassenheit begegnen.
Oder anders ausgedrückt: Planung und Arbeit für ein besseres Morgen versus Akzeptanz des Unabwendbaren und Fokus auf das Heute.

Eine und noch mehr Fragen zur Perspektive

Unsere Zeit erleben wir also überwiegend subjektiv, der Schlüssel zu einem idealeren Zeitinvestment brauchtdaher im ersten Schritteinen erkundenden Blick auf die ganz höchstpersönlichen Bewertungs-Maßstäbe:
Was ist mir wichtig? Was will ich erreichen? Heute, diese Woche, in den nächsten 12 Monaten – in meinem Leben?
Welche Zeit nehme ich mir wofür? Wie sieht mein persönliches Zeitdiagramm des letzten Jahres, Monats,.. aus? Wer bestimmt über die Verwendung der Zeit?
Wie sieht mein Zeitdiagramm für den nächsten Tag, Monat,… aus?
Wieviel Zeit nehme ich mir da für mich ? Wieviel investiere ich in Freundschaft und Familie ? Wieviel in Gesundheit, Weiterbildung,.. etc? Was würde ich an einem – hypothetischen – zusätzlichen freien Tag in der Woche tun?

Energieräuber*Innen und -bringer*Innen

Der lohnende Einsatz dieser knappen Ressource sollte daher wohl überlegt sein und bedingt da und dort sicher eine gewisse Portion Egoismus und Abgrenzung – vor allem wenn man manchmal das Gefühl hat, dass man wenig bis gar nicht für sich selbst, dafür mehr für andere weiterbringt. Auch dieses Gefühl des Auf-der-Stelle-Tretens oder der Energieleere lässt sich im ersten Schritt einmal mit einigen grundsätzlichen Fragen eingrenzen: Welche Menschen, Aktivitäten, Umgebungen geben mir Energie? Welche nehmen sie? Was steht da alles auf der (+) Liste? Wie baue ich das in mein persönliches Zeitdiagramm ein? Wer oder was raubt mir Energie? Wie kann ich diese (-) Faktoren minimieren oder gänzlich abschalten?

Summa summarum ist es daher sehr hilfreich, dieses oft so diffuse und schwer greifbare Thema der fehlenden oder vergeudeten Zeit einmal für sich selbst ganz konkret festzumachen und dann konsequent den Fokus zu justieren. Ja, das braucht Zeit -aber meiner Erfahrung nach lohnt sich gerade dieses Investment recht ausserordentlich.

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