Zoom In & Tire Out

– Video Konferenzen mit Abnutzungserscheinungen

Corona-Krise. Ein Fluch. 
Video-Kommunikation. Ein Segen. Vorerst. 
Die Schwierigkeiten mit dem digitalen Alltag zurechtzukommen häufen sich. 
Ein paar Stunden Video-Konferenz pro Woche war in vielen Berufen schon längst Normalität. 
Doch die Stunden werden mehr und mehr. Anstrengend. Ermüdend.

Egal ob via Telefon, Mail oder Video. So vieles geht dabei verloren. Wichtige Informationen, um aufmerksam, interessiert und konzentriert bleiben zu können. 
Klar, hat es auch Vorteile, wenn man von uns nichts oder nicht alles sehen kann. Doch umgekehrt ist es leider genauso. Wir sehen nicht nur weniger oder gar nichts von unseren Gesprächspartner_innen. Wir hören, riechen, spüren auch weniger oder gar nichts.

Treffen sich zwei Menschen, verarbeiten sie in Sekundenbruchteilen unfassbar viele Informationen über einander. Die allerwenigsten davon bewusst. Gefahr oder keine Gefahr. Vertrauen oder Misstrauen. Darüber wollen wir Klarheit haben, wenn wir Kontakt aufnehmen. Darauf sind wir „programmiert“. Überleben. Steinzeitlich, aber bislang ganz nützlich.
Bei Video-Konferenzen ist die Gefährlichkeits-Beurteilung des Gegenübers vielleicht kein Thema. Denkt man sich so. Was soll schon groß passieren? Fragt man sich. Oder auch nicht einmal das.

Nur macht unser Gehirn halt eben zunächst das, was es gewohnt ist. Es will wissen. Gefahr? Vertrauen? Sympathie? Und so weiter. Wenn da also jemand in uns etwas wissen will und ersehnte Infos nicht und nicht bekommt, dann beginnt es verstärkt zu suchen. Strengt sich an. Verbraucht Energie. Scheitert immer öfter. Ist frustriert. Und es ist recht egal, wie oft wir beschwichtigen, es solle aufhören zu suchen. Es wird immer schlimmer.

Das Auto steht. Im Leerlauf. Irgendwer steigt aufs Gas. Der Motor heult auf. Energieverbrauch ohne Fortbewegung. Irgendwann ist der Tank leer. Lehrreich?

Vielleicht ja. Einen Versuch ist es wert. Vor der Video-Konferenz: Ich steuere ganz bewusst. Wie möchte ich wirken? Ich richte Aussehen, Haltung, Umfeld etc. so ein, wie ich es haben will. Easy. Machbar. Dann ein, zwei Minuten Zeit nehmen. Sich in das baldige Gegenüber einfühlen. Wie stehe ich zu dem anderen Menschen? Welche Info über ihn beruhigt mein Gehirn und gibt mir Sicherheit? Mental-Training. Verdammt ungewohnt. Aber so beginne ich, so höre ich auf. Dazwischen kommt das hinzu, worum es in dem Gespräch eigentlich gehen sollte. Wir sprechen entspannt. Ermüdung? Dann zurück zu Beruhigung und Sicherheit. Achtsamkeits-Training. Was brauche ich denn momentan im Gespräch, um wieder aufmerksam sein zu können? Mit der eigenen Energie gut haushalten. Für sich selbst gut sorgen. Fragen stellen. Gemeinsam Auszeit nehmen. Smalltalk, Lachen, sich bewegen. Das tun wir doch sonst auch, oder?

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